Wenn man vom Klosterberg in Richtung des Kirchturms von
Zierenberg schaut, dann
sieht man genau in der Mitte zwischen beiden Punkten, die
Rohrbacher Feldflur.
Der nördlich von Burghasungen liegende Rohrberg (517 m hoch)
gab dem von seiner Ostflanke
zur Warme hin fließenden Bach den Namen.
Der Rohrbach - auch Breites Wasser genannt - hat eine seiner
Quellen im Heiligenborn, direkt vor dem Rohrberg
gelegen. Woher dieser Name stammt, ist schwer zu sagen.
Vielleicht war es der Taufborn, an dem die neu
geborenen Kinder von Rohrbach die Taufe erhielten.
Jedenfalls trifft sich der heute noch vom Heiligenborn
nach Ostnordost fließende Rohrbach kurz vor der Einmündung
in die Warme mit dem Rohrbachsiegen,
einem anderen kleinen Bach, der ebenfalls am Dorf Rohrbach
vorbeigeflossen ist.
Nach neuesten Erkenntnissen hat nun das Dorf Rohrbach am
oberen Rohrbach zwischen diesem und dem
Rohrbachsiegen gelegen. Man schätzt die Ausdehnung des Ortes
auf 450 m Länge und 150 m Breite, vorwiegend
auf der Ackerlandseite des oberen Rohrbachs gelegen.
Der Kirchhof liegt direkt oberhalb des Bettelweges (heute
Altenhasunger Weg), dicht an der Südseite
des Rohrbachs. Dieses Grundstück ist noch heute im Besitz
eines Rohrbacher Bruders und wird auch
noch Kirchhöfchen genannt, wie auch schon auf der Karte aus
dem Jahr 1770/1775.
Hier wurden zahlreiche Keramikscherben aus dem 10. bis 14.
Jahrhundert gefunden, dazu auch Dachziegel
und Reste menschlicher Gebeine. Auch in der nahe gelegenen
Rohrschleife (=Schilfschleife) hat die
Brüderschaft der Rohrbacher noch ein Wiesengrundstück in
Besitz, das direkt unterhalb der
Rohrbacher Eiche liegt. Sie dürfte etwa 300 Jahre alt sein
und befindet sich mit der umgebenden Wiese im Besitz
einer Rohrbacher Familie. Der Baum ist heute der Treffpunkt
der Brüderschaft bei ihren Zusammenkünften im
Freien bei guter Jahreszeit. Auf einem Grundstück, das heute
noch der Brüderschaft gehört, pflanzte man
1995 eine neue Eiche und stellte 1996 einen Gedenkstein mit
der Inschrift daneben 300 Jahre Rohrbacher
Brüderschaft 1696 - 1996. Es bleibt eine schwierige Frage,
seit wann der Ort Rohrbach urkundlich bekannt ist.
Als Kaiser Otto I. im Jahr 965 die Dörfer West- und
Burguffeln, Elsungen und das hier in der Gemarkung gelegene
Horkenhausen an das Erzstift in Magdeburg verschenkte,
wird in der Urkunde auch ein Ort Rohrbach genannt.
Da es aber noch zwei andere Orte gleichen Namens gab, muss
offen bleiben, welcher in der Urkunde angesprochen
wird. Mit Sicherheit erscheint das hiesige Rohrbach in der
Aufzählung der Hasunger Güter aus dem Jahr 1074.
Von da ab reißen die urkundlichen Bezeugungen nicht mehr ab.
1123 hat der Rohrbacher Bürger Altdach dem
Kloster verschiedene Ländereien aus der Rohrbacher Flur
übergeben. 1219 finden wir einen Rohrbacher
Bürger Rukerus als Zeugen bei einer Gerichtsverhandlung im
Kloster Haina. 1234 verkaufte die Familie von
Hattenhausen einen großen Teil ihrer Ländereien in Rohrbach
an die Familie von Schartenberg.
Ein Albert von Schartenberg schenkte diese Liegenschaften
1247 dem Kloster Hasungen. Eine mündlich
überlieferte Sage über den Landgrafen Heinrich, genannt das
Kind von Brabant, bezieht sich auf den Heiligenborn
in der Rohrbacher Gemarkung: Als der junge Landgraf, ein
Enkel der Heiligen Elisabeth, acht Jahre alt
war, wurde er zu seiner Weiterbildung in das Kloster
Hasungen gegeben. Nachdem er sich mit dem Sohn des
Burghasunger Köhlers angefreundet hatte, erlaubte man ihm,
an freien Nachmittagen mit diesem zu spielen.
ines Tages liefen die Kinder getrennt hinter zwei
Eichhörnchen her und verirrten sich dabei im Walde.
Während der Köhlerjunge am Abend wieder nach Hause fand,
blieb Heinrich verschwunden.
Auch die Suche der Mönche des Klosters und der
Dorfbevölkerung blieb ohne Erfolg. Im Morgengrauen
ging der Köhler mit seinem Schäferhund erneut auf die Suche
und entdeckte den jungen Landgrafen schließlich,
unter einer Eiche schlafend, in der Nähe des Heiligenborns.
Aus Dankbarkeit holte Heinrichs Mutter, die Herzogin
von Brabant, den Burghasunger Köhler auf das Schloss nach
Marburg und machte ihn dort zu ihrem Stallmeister.
1265 verkauft Hartmann von Buches zusammen mit seiner Frau
Agnes zu ihrem Seelenheil einen
in Rohrbach gelegenen Hof für 10 Mark an das Kloster Haina.
In den Jahres 1357 bis 1367 vermachte die in
Rohrbach wohnende Familie von Uslacht eine Rente und
zahlreiche Grundstücke, besondere Gärten, dem
Kloster Hasungen zu ihrem Seelenheile. 1376
überweist Heinrich von Uslacht ihm zustehende
Fruchtzinsen an das Kloster Hasungen. In den Jahren 1479,
1501 und 1594 stellten die Wölffe von Gudenberg
für die Schlosserfamilie Kanngießer Lehensbriefe über
Lehensgüter in der Flur Rohrbach aus.
1510 wurde noch festgestellt, dass die Rohrbacher Familien,
die nach Zierenberg gezogen waren,
für ihre Güter, die im Bereich der Stadt lagen, dieser
zinspflichtig waren. Für die Güter aber, die in der
Gemarkung
Rohrbach lagen, mussten sie weiterhin dem Kloster Hasungen
Zinsen zahlen. Damit sind wir schon in einer Zeit,
die über das einstige Dorf weit hinausgegangen ist. Rohrbach
wird schon im Jahr 1403 ausdrücklich als Wüstung
bezeichnet. Ehe wir uns dem Leben der Rohrbacher in der
neuen Stadtgemeinschaft zuwenden,
wollen wir noch einen Blick auf die kirchlichen Verhältnisse
werfen.
In einer Grenzbeschreibung von 1614 heißt es:
"bis an der Rohrbachs Fluss und Mühlwerk, da der
Scheidtstein steht ... und steht bei diesem Stein auf
der Seite
nach Hasungen zu ein Stück von einer alten Kirche, dabei vor
Zeiten ein Dorf, Rohrbach genannt, gelegen,
welches mit aller Gerechtigkeit an das Haus Hasungen gehörig
gewesen".
Wir erwähnten schon, dass die Dorfpfarrstelle in Rohrbach,
wie die anderen im Warmetal, vom Klosterkonvent
besetzt und beaufsichtigt wurden. Einen interessanten
Versuch, die Lage der sicher nur kleinen Dorfkirche durch
eine Luftaufnahme der Gemarkung festzustellen, unternahm man
im Jahr 1995.