Etwa 200 Jahre vor der Stadtgründung von Zierenberg war auf dem Hasunger Berg ein Kloster entstanden, dessen geistliche, wirtschaftliche und politische Bedeutung für diese Gegend nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Anlass für diese Klostergründung war die Ansiedlung eines sonst weitgehend unbekannten schwäbischen Mönches namens Heimerad, der in verschieden Klöstern für Unruhe gesorgt hatte und nach langen Irrfahrten schließlich auf dem Hasunger Berg im Jahr 1011 eine Einsiedelei errichtete. Er starb wenige Jahre später, inzwischen durch seinen strengen Lebensstil und durch die Heilung von Kranken in den Ruf besonderer Heiligkeit gekommen, und wurde in einer eigens dort oben errichteten Kapelle beigesetzt. Sein Grab wurde schließlich zu einem bevorzugten Wallfahrtsort und veranlasste die Mainzer Erzbischöfe, nach Auseinandersetzungen mit den Paderborner Bischöfen, zur Einrichtung einer Propstei, die schließlich in eine Benediktiner-Mönchsabtei umgewandelt und mit besonderen Ablässen für die Pilger ausgestattet wurde. Als der dem Kloster besonders verbundene Erzbischof Siegfried von Mainz 1084 starb, ließ es sich in der Gruft des inzwischen heiliggesprochenen Heimerad beisetzen. Das Kloster mit seinem stattlichen Münster wurde von allen Seiten mit Schenkungen und Stiftungen überhäuft. Viele Einzelstiftungen und Spenden sind urkundlich nicht mehr erfassbar, trugen aber zum Reichtum und damit zur Macht des Konventes bei. Ein solches Kloster war nicht nur die Stätte eines regen Frömmigkeitslebens, sondern wirkte auch bei der kirchlichen Durchdringung der Umgebung aktiv mit; u.a. durch die Besetzung der Pfarrstellen in den Klosterdörfern mit Priestern aus den eigenen Reihen. So wurde auch die Pfarrstellen mit ihren Einkünften dem Kloster gegenüber abgabenpflichtig. Durch seine Werkstätten und Bauhütten, Mühlen, Brauereien, Apotheken und landwirtschaftlichen Betriebe übten die Mönche einen großen Einfluss auf das wirtschaftliche Leben aus, wurden aber auch durch die von ihnen hergestellten Produkte aller Art zu einer ernsthaften Konkurrenz für die Händler und Handwerker der Umgebung. Erzbischof Siegfried von Mainz, von dessen Grabstein noch ein Torso in der heutigen Burghasunger Kirche erhalten ist, gab dem Kloster im Jahre 1081 eine Bestätigung aller Rechte und Pflichten, die in einer Stiftungsurkunde von 1074 ausführlich aufgezählt waren. Darin sind auch die Dörfer im Warmetal aufgeführt, die dem Kloster gehörten oder doch durch dessen Rechte dienstpflichtig waren. Nicht nur die hessischen Adelsgeschlechter übertrugen dem Kloster Ländereien und Güter, damit die Mönche für das Seelenheil der Stifter regelmäßig beteten. Auch die einfachen Dorfbewohner schenkten dem Kloster aus dem gleichen Grund Geld oder Landstücke oder, wenn sie davon nichts entbehren konnten, erboten sich zu freiwilligen Hand- und Spanndiensten für die Abtei, die sich dieses gerne gefallen und später daraus Rechtsansprüche erwachsen ließ. Von 1170 ab hatten die Äbte das Recht, die Geistlichen für die Dörfer Ehlen, Rohrbach, Hilleboldessen, Hedewigessen und Lutwardessen zu wählen und zu beaufsichtigen. Es ist nicht auszuschließen, wenn auch historisch nicht sicher zu fassen, dass es vor der Stadtgründung von Zierenberg dort auch schon ein kleiner Ort gleichen Namens bestanden haben könnte. Jedenfalls wird schon 1310 zum ersten Mal ein Pfarrer (Pleban) in Zierenberg erwähnt. Wie schon angesprochen, hatte das Kloster in der Stadt einen abgabenfreien Hof neben dem Kirchplatz, so dass sich die Mönche von dort aus nicht nur an der Seelsorge in der Stadt beteiligen konnten, sondern auch ihre eigenen Erzeugnisse aus den Klosterbetrieben preisgünstig verkaufen konnten. Um das Verhältnis der Dorfbewohner und der Zierenberger Bürger zu den Mönchen auf dem Klosterberg richtig zu verstehen, muss noch daran erinnert werden, dass die Klostervogtei neben dem Amts- und Gerichtsbezirk Schartenberg (mit Zierenberg) eine eigene Gerichtsbarkeit in den zugehörigen Dörfern ausübte. Schließlich zog die damalige Kirche allgemein durch ihre Sendgerichte (Kirchengerichte) viele Vergehen gegen die Religion und Sittlichkeit, also die meisten Familienstreitfälle, an sich und gewann dadurch die dabei verhängten Strafen nicht nur weitere Einkünfte, sondern auch Macht über die von ihnen verurteilten Menschen. Da der ständig wachsende Reichtum des Klosters schließlich kaum noch überschaubar und der Lebenswandel der Mönche nicht mehr vorbildlich war, verfiel das Kloster innerlich und äußerlich nach und nach. Nach dem Beschluss der Homberger Synode von 1526 wurde auch das Kloster Hasungen aufgelöst und der neu gegründeten Universität Marburg zur finanziellen Absicherung zugeteilt. Von den 19 noch vorhanden Mönchen, die mit Geld- oder Sachwerten abgefunden wurden, übernahmen 9 evangelische Pfarrstellen in Hessen. Später ging das Klostereigentum an den Landgrafen über, der daraus verschiedene kirchliche Leistungen aufbrachte. Im 30jährigen Krieg wurden die noch bestehenden Gebäude und Güter mehrfach geplündert und fast vollständig zerstört. Im 7jährigen Krieg wurden auch die Vogtei und das noch erhaltene Klostergut sowie das Dorf Burghasungen stark mitgenommen. Zuletzt preußische Staatsdomäne, wurde der restliche Besitz 1932 aufgeteilt und der Klosterberg an die Kirchengemeinde Burghasungen verkauft. Wer heute den Platz des Hasunger Klosters aufsuchen will, kann ihn schon von weitem sehen. Wenn man die B251 von Kassel nach Korbach fährt, sieht man gleich hinter Ehlen den Hasunger Berg mit seiner charakteristischen abgeflachten Kuppe vor sich. Nach der Autobahnbrücke geht es rechts ab in den Ort Burghasungen. Ein Fußweg führt an der im Jahre 1800 eingeweihten, schlichten Dorfkirche (in deren Inneren der Weihestein des Klosters und ein Rest des Grabmals von Erzbischof Siegfried zu sehen ist) vorbei auf das Plateau mit einem kleine Teich, dessen Wasserstand durch die Jahrhunderte hindurch unverändert geblieben ist (vermutlich ein wesentlicher Grund für die Ansiedlung des Heimerad und des Klosters). Heute erinnert nur noch eine Bronzeplakette an den letzten Turm der früheren Klosterkirche, dessen Ruine noch um 1930 zu sehen war.